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Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
4,0
stark
Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück
Von Ulf Lepelmeier
Dass ein hellgrüner, grimmiger Oger, der es vorzieht im Schlamm zu baden und schleimiges Getier zu verköstigen einmal zu einem weltweit beliebten Filmhelden avancieren würde, hätte vor dem Sommer des Jahres 2001 wohl niemand für möglich gehalten. Doch das Studio DreamWorks machte in ihrem zweiten Animationsfilm (nach „Antz“) ein eben solches Ungetüm zum namengebenden Titelhelden. Shrek sollte im Nu die Herzen von Klein und Groß erobern. Die innovative Komödie, die mit ihrer skurrilen Interpretation der Märchenwelt und den zahlreichen Anspielungen, die vor allem auf Kosten des ehemaligen Arbeitgebers des DreamWorks Miteigners Jeffrey Katzenberg gingen, überzeugte Millionen von Kinobesuchern. Nach den Regeln der Filmindustrie musste ein zweiter Teil zwangsläufig folgen, doch oftmals lassen Fortsetzungen die Seele des Originals vermissen. „Shrek 2“ ist größer, schneller, lauter als der erste Teil - das was ein Großteil des Publikums von einem Nachfolgefilm erwartet - bewahrt sich aber trotzdem den speziellen Charme der ersten Episode und ist wieder ein Riesenspaß. Die Amerikaner sind auf jeden Fall schon vom „Shrekfieber“ erfasst, machten sie den Film doch schon zum erfolgreichsten Animationsfilm der nordamerikanischen Lichtspielhäuser.
„Shrek 2“ knüpft nahtlos an die erste Geschichte des Ogers an. Nachdem Fiona und Shrek den heiligen Bund der Ehe eingegangen waren und eine große Hochzeitsfeier in ihrem Sumpf stattfand, begleitet der Zuschauer das frischvermählte Paar nun zu Beginn auf ihrer Hochzeitsreise. Zurück aus ihren Flitterwochen freuen sich beide auf das alltägliche, ruhige Leben im Sumpf. Doch kurz nach ihrer Ankunft erhalten sie von Fionas Eltern eine Nachricht. Der Bote verliest, dass das Heerscherpaar des Landes „Far Far Away“ ihren neuen Schwiegersohn kennen lernen und zu Ehren des Paares ein Bankett veranstalten möchte. Shrek, der nichts von höfischen Festlichkeiten hält und Fiona zu bedenken gibt, dass ihre Eltern sie in den Turm sperren ließen, ist erst dagegen, der Einladung zu folgen, doch er kann letztlich seiner geliebten Fiona die Bitte nicht abschlagen, ihren Eltern einen Besuch abzustatten. Fionas Eltern gehen aber davon aus, dass Prinz Charming ihre Tochter aus dem Turm befreit, den auf ihr liegenden Fluch gebrochen und sie schließlich geehelicht hat. Nicht verwunderlich, dass sie unangenehm überrascht sind, als sie nicht ein menschliches, sondern ein Ogerpaar aus der Kutsche vor ihrem Palast steigen sehen. Während die Königin sich, ihrer Tochter zur Liebe, mit der Situation arrangieren will, versucht der König eine Intrige anzuzetteln, um letztlich doch noch dass von ihm erwünschte Happy End herbeiführen zu können. Doch im Hintergrund spinnt bereits die mächtige gute Fee ihre Fäden um ihre eigenen Interessen durchzusetzen.
Das liebliche, dahinschwebende Maintheme von „Shrek 1“ leitet auch den zweiten computeranimierten Film von DreamWorks ein und natürlich darf auch das gute alte Märchenbuch nicht fehlen, das in die Erzählung einführt, so dass der Kinobesucher sich sogleich mit dem Film vertraut fühlt. Die sich daran anschließenden Sequenzen, welche die Erlebnisse des jungen Paares in ihren Flitterwochen illustrieren, stellen einen grandiosen Start für die Komödie dar. Anspielung folgt auf Anspielung, Gag auf Gag – viel besser kann ein Film gar nicht eröffnen. Die DreamWork-Studios haben in den vergangenen Jahren hart an der Verbesserung der Animationen gearbeitet, was dem Film sofort anzusehen ist. Die Gesichter wirken merklich realistischer, die Hintergründe sind wunderschön gestaltet und zeugen beinahe von Fotorealismus und besonders stolz scheinen die Entwickler auf ihre neuen Möglichkeiten der Haar -und Fellanimation zu sein. Prinz Charming scheint direkt einer Haarwaschmittelwerbung entsprungen zu sein, so oft wie er seine Mähne in der Kamera schüttelt, und auch das Fell des Esels und des neu dazugekommenen gestiefelten Katers sehen äußerst überzeugend aus. Hier wurde ein großer Entwicklungsschritt in punkto Animationsqualität zwischen dem ersten und zweiten Teil getan.
Viele Charaktere des ersten Films sind auch in der Fortsetzung mit von der Partie und die neuen Fabelwesen fügen sich hervorragend in die kauzige Märchenwelt ein. Der gestiefelte Kater wird mit seinem grandiosen Blick, der seine ultimative Geheimwaffe darstellt, und seinem spanischen Akzent dem Esel sicherlich einen Teil der Publikumsgunst streitig machen. Der selbstverliebte Prinz Charming, die durchtriebene Fairy Godmother und Fionas Eltern sind neben dem Kater die wichtigsten neuen Personen im Märchenuniversum. Den englischen Sprechern ist der Spaß, den sie bei der Synchronisation hatten, anzumerken. Glücklicherweise sind alle Stimmen des Originals wieder mit dabei. Mike Meyers, Eddie Murphy, Cameron Diaz und der neu hinzugekommene Antonio Banderas, der die Stimme des Katers übernahm, machen ihre Arbeit perfekt. Bleibt zu hoffen, dass auch die deutschen Synchronsprecher wieder zu überzeugen wissen und dass nicht zu viele Gags bei der Übersetzung verloren gehen.
Auch die Musik, der schon im ersten Teil eine wichtige Rolle zukam, weiß wieder zu begeistern und trägt maßgeblich mit zum Gelingen des Films bei. Es kommt einfach Stimmung auf, wenn Fairy Godmother „Holding out for a hero“ zum Finale intoniert und natürlich wissen Eddy Murphy und Antonio Banderas mit ihrer Vision von „Livin’ La Vida Loca“ das Publikum für sich zu gewinnen. Die Story ist solide und leider weitestgehend durchschaubar. „Shrek 1“ hatte in diesem Aspekt sicherlich mehr zu bieten, wurde doch eine ganz und gar traditionelle Märchengeschichte genommen und auf skurrilste Weise ad absurdum geführt. Eine Fortsetzung, so gelungen sie auch sein mag, wird wohl nie storytechnisch wirklich mit dem Original mithalten können. Doch auch wenn die Geschichte wenig Überraschungen bietet, ist sie doch ein gutes Gerüst für das Ideenfeuerwerk der DreamWorks-Entwickler. Der Film ist gespickt mit gelungenen Anspielungen auf bekannte Filme, auf viele vertraute Disney- und Märchenfiguren und allgemein auf die amerikanische Gesellschaft. „Mission: Impossible“, „Die Herr der Ringe“-Trilogie, „Godzilla“, „Arielle“ , „Die Schöne und das Biest“, die in Amerika allgegenwärtige Starbucks-Kette und das Hollywoodemblem und noch vieles, vieles mehr haben die Macher von „Shrek 2“ in ihr Werk mit einfließen lassen, was auch das mehrmalige Sehen zum Vergnügen macht, da es mit Sicherheit immer etwas Neues im Film zu entdecken gilt.
In Nordamerika wird „Shrek 2“ noch die 400-Millionen-Dollar-Marke überschreiten und damit „Findet Nemo“ mit einem Einspiel von 340 Millionen Dollar allein in Amerika weit hinter sich lassen. Es ist zu erwarten, dass der grüne Oger auch international seinen Ozeankollegen davonschwimmen wird. Doch es stehen schon zwei weitere Animationsaspiranten für dieses Jahr in den Startlöchern. „Shark Tale“, ebenfalls aus dem Hause DreamWorks, setzt auf eine Riege äußerst bekannter Synchronsprecher, unter ihnen: Will Smith, Robert DeNiro, Renee Zellweger, Angelina Jolie und Martin Scorsese. Doch werden die Zuschauer einen Unterwasserfilm mit Fischen als Protagonisten nur ein Jahr nach „Findet Nemo“ gutheißen? Die Pixar-Studios möchten natürlich mit ihrem Film „The Incredibles“ kontern, doch haben die Entwickler von Pixar bis dato gut daran getan, keinen Film mit menschlichen Protagonisten zu produzieren, da sie leider bis jetzt mit ihren menschlichen Animationsmodellen nicht überzeugen konnten. Die Zeit wird zeigen, ob das „Shrek“-Sequel den Animationsthron lange für sich behaupten wird. Übrigens lohnt es sich den Abspann abzuwarten, da danach das Geheimnis der Abwesenheit der Drachendame gelüftet wird.
„Shrek 2“ ist eine inspirierte Komödie, die zwar storytechnisch nicht mit dem innovativen Original mithalten kann, dafür aber den Charme des ersten Teils versprüht. Sowohl die mannigfachen Anspielungen auf bekannte Filme, Märchenfiguren und den „American way of life“ als auch die äußerst gelungenen Animationen und die grandiose musikalische Untermalung komplettiert von den neuen liebenswerten Charakteren machen „Shrek 2“ zu einem kurzweiligen, gut unterhaltenden Gagfeuerwerk für alle Altersklassen. Sicherlich eine der besten Komödien des Jahres.
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